Zum 50. Jahrestag des eidgenössischen Frauenstimmrechts lädt die Dampfzentrale Bern zu einer Auseinandersetzung mit dieser fundamentalen, demokratischen und gesellschaftlichen Errungenschaft ein. Im überdimensionalen Setzkasten mit 50 Kästchen werden bestimmte Aspekte des langen Kampfes um die politischen Rechte der Schweizer Bürgerinnen beleuchtet. Ebenso wird auf gleichstellungspolitische Ereignisse seit 1971 verwiesen und mit weiterhin bestehenden Gleichstellungsdefiziten konfrontiert. Der Setzkasten wächst seit dem 7. Februar 2021 bis Ende November laufend auf unserer Website und ist ab jetzt endlich auch live in der Dampfzentrale zu bestaunen.
Und hier kommt der Schlussknall von 50 (Ein)Sichten: Vor genau 50 Jahren gab es nämlich die erste Wortmeldung einer Nationalrätin – der Sozialdemokratin Lilian Uchtenhagen. Der Film «De la cuisine au parlement» von Stéphane Goël zeigt den langen und steinigen Weg auf, den Schweizerinnen von der Küche ins Parlament zurücklegen mussten.
Ein eindrückliches Dokument, das den Kampf um das eidgenössische Frauenstimmrecht, aber auch die nachfolgenden feministischen Bewegungen nachzeichnet. Unsere Stimmen bleiben!
Der Setzkasten hat nun seine glänzende Form erreicht und ist nach wie vor im Foyer der Dampfzentrale zu bestaunen, belesen und bespielen.
Der Einführung des Frauenstimmrechts ging ein langer und harter Kampf voraus. Seit 1971 ist viel erreicht worden und etliche gleichstellungspolitische Errungenschaften wurden gefeiert. Dennoch ist die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern nicht erreicht. Wir müssen also weiterkämpfen! Machen wir das nicht, können wir nochmals mehr als 100 Jahre darauf warten. Warum das so ist, erklärt dieser Artikel
Was für ein Bild hast du im Kopf, wenn du an das Frauenstimmrecht denkst? Hinterlasse uns vor Ort eine Zeichnung, wir sind gespannt.
Wir wünschen Thomas viel Spass mit dem Buch «Gruss aus der Küche» – Er hat die korrekte Antwort geliefert auf die Frage: Neben der Einführung des Frauenstimm- und -wahlrechtes waren die 1970er Jahre von weiteren gleichstellungspolitisch relevanten Entwicklungen geprägt.Welches Ereigniss fand ebenfalls in den 1970er Jahren statt? Das ist die Einsetzung der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen.
Fundbüro für Erinnerungen № 2 «Frauen am Berg» im Alpinen Museum
Frauen sind schon immer genau so begeistert, so virtuos und unerschrocken auf Berge gestiegen wie Männer. Nur wurde das lange Zeit kaum dokumentiert. Das Fundbüro für Erinnerungen № 2 will dies ändern und nimmt rund vierzig «Frauen am Berg» aus der Sammlung des Alpinen Museums in den Blick. Zu entdecken ab dem 4. Dezember 2021.
Gleichstellungspolitische Siege, die seit 1971 im eidgenössischen Parlament errungen wurden (oft nach teilweise jahrzehntelangem Kampf von Feministinnen)
1971 | Annahme des eidgenössischen Stimm- und Wahlrechts für Frauen |
1976 | Einsetzung der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen |
1981 | Verankerung des Grundsatzes der Gleichstellung von Frau und Mann in der Bundesverfassung |
1988 | Neues Eherecht, wodurch der Ehemann nicht mehr als «Haupt der Gemeinschaft» gilt. |
1988 | Einsetzung des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann |
1992 | Neues Bürgerrecht, wodurch Schweizerinnen bei einer Heirat mit einem Ehemann ohne Schweizerpass ihre Staatsangehörigkeit behalten |
1993 | Opferhilfegesetz |
1996 | Bundesgesetz über die Gleichstellung von Frau und Mann |
1997 | 10. AHV-Revision mit Rentensplitting und Anerkennung von Kinderbetreuungs- sowie Erziehungsarbeit |
1997 | Ratifizierung des Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) |
2000 | Neues Scheidungsrecht |
2002 | Annahme der Fristenregelung beim Schwangerschaftsabbruch |
2004 | Gewalt in Ehe und Partnerschaft gilt neu als Offizialdelikt |
2005 | Einführung einer Mutterschaftsversicherung |
2005 | Partnerschaftsgesetz |
2013 | Gleichstellung im Namensrecht nach einer Heirat |
2017 | Ratifizierung des Übereinkommens zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen (Istanbul-Konvention). |
2018 | Stiefkindadoption für gleichgeschlechtliche Paare |
2021 | Ehe für alle |
Zukunft | …gleichstellungspolitisch gibt es noch viel zu tun! |
Im Abstimmungsverhalten auf eidgenössischer Ebene lässt sich selten eine Geschlechterdifferenz finden. Seit 1971 haben Frauen* aber einige Male den Unterschied an der Urne ausgemacht und konnten sich durchsetzen:
Volksabstimmungen, die von Frauen entschieden wurden: Differenz des Ja- Stimmen-Anteils zur 50-Prozent-Marke nach Geschlecht Quelle: Vox-Analysen. Abgebildet sind nur Vorlagen, bei denen die Mehrheiten von Frauen und Männern unterschiedlich und die Differenz statistisch signifikant war. Lesebeispiel: Bei der Initiative zum Ehe- und Erbrecht (1985) stimmten 61 Prozent der Frauen Ja. Das ergibt eine Differenz zur 50-Prozent-Marke von 11 Prozentpunkten. Bei den Männern stimmten 48 Prozent mit Ja, das ergibt eine Differenz von –2 Punkten. Die klare Ja-Positionierung der Frauen entschied schliesslich die Abstimmung.
Einige Nationalrätinnen haben Anfang der 1990er-Jahre ihre Utopien für eine gleichberechtigte Gesellschaft veröffentlicht.
Die Grafik verdeutlicht die zeitliche Lücke zwischen der Einführung der politischen Rechte für Männer und jener für Frauen in verschiedenen Ländern. Mit 123 Jahren mussten die Schweizerinnen den längsten Ausschluss von den politischen Rechten erdulden.
Neben der Einführung des Frauenstimm- und wahlrechtes waren die 1970er Jahre von weiteren gleichstellungspolitischen relevanten Entwicklungen geprägt. Welches der folgenden Ereignisse fand ebenfalls in den 1970er Jahren statt: A.) Die Einführung der Mutterschaftsversicherung B.) Die Einsetzung der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen C.) Die Gleichstellung wurde in der Verfassung verankert Zu gewinnen gibt es das Buch «Gruss aus der Küche» Texte zum Frausein. Teilnahmeschluss ist der 7. November 2021.
Damit ihr Votum gegen den geplanten Kauf von sogenannten Leopard-Panzern auch wirklich gehört wird, trat die Nationalrätin Barbara Gurtner 1984 mit einem aufsehenerregenden Kleid vors Bundesparlament. Die Aufmerksamkeit war ihr damit gewiss. Foto: Keystone
Frauen wurden auch nach der politischen Gleichberechtigung oft von der männlichen Mehrheit in der Politik übergangen. Um sich Gehör zu verschaffen und um Aufmerksamkeit für Anliegen zu gewinnen, liessen sich Politikerinnen einiges einfallen. Eine Widerstands-Strategie war etwa das Stricken. Mit «lisme» protestierten z.B. 1989 Politikerinnen im Bundeshaus gegen die «50-Jahres-Feier» zum Ausbruch des 2. Weltkrieges oder 2017 gegen die Erhöhung des Frauenrentenalters.
Vielleicht hast du dir gerade gestern diese Frage gestellt: «Worüber willst du als nächstes abstimmen?» Schreib uns, ob per Mail oder direkt vor Ort bei unserem Setzkasten im Foyer, wenn du eine Veranstaltung von uns besuchst. Antworten:
Am Frauenstreik 1991 lassen viele Frauen ihre Arbeit liegen und gehen für ihre Anliegen auf die Strasse. Lautstark versuchen sie allfällige noch arbeitende Mitstreiterinnen für den Frauenstreiktag zu gewinnen. Quelle: 10vor10 vom 14. Juni 1991, Schweizer Radio und Fernsehen, Archivperlen
Was bedeutet dir dein Stimm- und Wahlrecht? Jacqueline Strauss, Direktorin Museum für Kommunikation Bern: «Als Jugendliche waren für mich Stimm- und Wahlrecht für alle ganz selbstverständlich. Erst im Geschichtsstudium wurde mir schmerzlich bewusst, dass das nicht immer so war… Nebst den politischen Rechten ist aber auch das Berufsfeld wichtig und da gibt es immer noch zu tun. Bis 1971 war es Frauen beispielsweise verboten, das damalige PTT-Museum zu leiten oder andere Kaderpositionen auszuüben – die PTT hat Frauen nur als Hilfspersonal geduldet. In der über 100-jährigen Geschichte des Museums für Kommunikation bin ich die erste Direktorin.» Nicolette Kretz, Gesamtleitung auawirleben Theaterfestival Bern: «Das Stimm- und Wahlrecht ist für mich als 1977 geborene Schweizerin eine Selbstverständlichkeit, und dass man dieses politische Mitspracherecht auch nutzt, war mir schon von Kindheit an klar. Es gehört einfach zum Leben dazu. Es ist für mich so selbstverständlich, dass ich nicht verstehe, wieso es nicht all meinen in der Schweiz lebenden Freund:innen so geht. Ich verstehe das ebenso wenig wie die Tatsache, dass meine 1945 als Schweizerin geborene Mutter sechs Jahre ihres Erwachsenenlebens lang nicht abstimmen und wählen durfte.» Anneli Binder, Geschäfts-/Künstlerische Leitung, Programm Bühne Dampfzentrale Bern: «Da ich in Deutschland geboren wurde, wuchs ich ganz selbstverständlich mit dem Wahlrecht auf. Auch in meiner Zeit in England war das Wahlrecht für Frauen eine Selbstverständlichkeit. Erst als ich in die Schweiz zog, erfuhr ich von der skandalös späten Umsetzung der politischen Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen. Wie sich Schweizerinnen vor 1971 gefühlt haben müssen, kann ich selber ein bisschen nachvollziehen. Denn hier bin ich als «Ausländerin» auch von den demokratischen Willensbildungsprozessen ausgeschlossen.»
50-50-50 Ein Projekt zum Eintauchen! 50 Fotograf*innen haben 50 Frauen* 50 Jahre nach der Einführung des Schweizer Frauenstimmrechts porträtiert. Entstanden ist ein aufregender Querschnitt, der zeigt, wie vielfältig Frauenleben sein können. www.50-50-50.ch
«Wir wollen regieren und jetzt vom Speck» Auch den dilettantischen feministischen Königinnen reicht es! Seit 1987 setzt sich die Basler Performanceband «Les Reines Prochaines» widerspenstig für gleiche Rechte für Alle ein. Hier mit Ihrem Kampflied anlässlich des Frauen*streiks von 2019. Songtext https://www.youtube.com/watch?v=d9HzuS98ce4
Eine Frau, die 1968 dem Geschehen an der Landsgemeinde in Trogen (Appenzell Ausserrhoden) zuschaut, wird von einem Polizisten weggewiesen. Erst an der Landsgemeinde von 1989 stimmten die Männer den politischen Rechten ihrer Kantonsbürgerinnen zu. Foto: Theo Frey / Fotostiftung Schweiz
Nationalrat André Muret verweist in der Nationalratsdebatte über die Einführung des Frauenstimmrechts auf die wahren Gründe der Gegner: «In Wahrheit verbirgt die derzeitige Ablehnung nur eine einzige Ansicht: es ist eine unklare, sentimentale Ablehnung, die jeglicher Grundlage entbehrt, vernunftwidrig, auf alten Vorurteilen und althergebrachten Informationen basierend, die auf einer instinktiven Angst gründet, liebgewonnene alte Gewohnheiten zu erschüttern.» Zitiert in: Amtliches Bulletin der Bundesversammlung, 1958, Nationalrat André Muret, S. 292
Noch keine passende Lektüre für den Sommer? Es folgen die feministischen Lesetipps aus unserem Team: Dominika, Assistentin Musik empfiehlt: Bernardine Evaristo «Girl, Woman, Other» Der Roman von Evaristo blickt in die Leben von zwölf Schwarzen Frauen in Grossbritannien über ein Jahrhundert verteilt, und zeigt, wie divers Lebenswege verlaufen können und wie unterschiedlich Diskriminierung wirkt und mit Identitäten umgegangen wird. Ein wichtiges Buch, das über das Erzählen von Lebensgeschichten an Erfahrungen teilhaben lässt und so alte und neue Perspektiven auf Themen wie Sexualität, Race, Frau-sein aufzeigt und Wissen zugänglich macht, ganz ohne zu belehren. Und dies alles in einer höchst kunstvollen und gleichsam zugänglichen Sprache, die die Komplexität der Thematik erfahrbar macht. Anneli, Geschäfts- / Künstlerische Leitung, Programm Bühne rät Simone de Beauvoir «Ein sanfter Tod» zu lesen Ich finde es gerade als Feministin ungemeine wichtig, über den Tod nachzudenken, nicht als das Schreckgespenst, sondern als Endlichkeit unserer aller Leben. Gerade wir Frauen haben wohl eine sehr rolllengeprägte, ansozialisierte Beziehung zu unseren Müttern – abgesehen von der biologischen Verbindung. Ist es uns überhaupt möglich diese Frauen als etwas anderes als unsere “Mütter“ wahrzunehmen? De Beauvoir schreibt in diesem Buch unglaublich berührend und in einer Sprache, die dem Thema entspricht, über ihre nicht ganz einfache Verbindung zur Mutter und die letzten Tage, Wochen, Monate dieser Beziehung. Einfach wunderschön und berührend!(Und es ist ein recht dünnes Buch, gut zu lesen.) Alessandra, Vermittlung preist Hengameh Yaghoobifarah’s «Ministerium der Träume» an Die Geschichte von zwei Schwestern aus Teheran, eine queere Berliner Türsteherin und eine Sexarbeiterin, die sich durch das triste Migrant*innenleben schlagen. Mit sehr viel Witz, berührend-derber Sprache und teilweise absurder Storyline, so dass mensch das Buch garantiert nicht mehr aus der Hand legen will. Ich war schon Fanin von Hengameh’s Kolumnen, von hen’s Büchern will ich nun definitiv auch noch mehr lesen. Paula, Betriebsleitung a.i. empfiehlt: Virginia Woolf «Ein eigenes Zimmer» Weil hier seit 1929 nachzulesen ist, was Frauen brauchen, um sich künstlerisch zu entfalten. Fabienne, Dramaturgische Mitarbeiterin: Eduard Graf von Keyserling «Wellen» Unter der grellen Sonne der Ostsee verbringt eine sich im Untergang befindende Adelsgesellschaft ihre Sommerwochen. Idyllisch ist die Szenerie kurz vor dem Ersten Weltkrieg indes nicht, vielmehr braut sich am goldglitzernden Horizont bereits ein tobender Sturm zusammen. Mitten drin steht Doralice, angekommen von einer Flucht vor den gesellschaftlichen Zwängen, denen Frauen unterworfen sind. Gebt euch diesem impressionistischen Roman aus der Zeit der Décadence über die Sehnsucht nach Utopie und Freiheit hin, lasst euch vom Rausch der Sprache erfassen, springt in diese Prosa, als wäre sie ein sonnenbeschienener See und … lest es queer! Wir wünschen euch viel Lesevergnügen und einen schönen Sommer!
«Schon als Kind fielen mir die patriarchalen Strukturen bei Kinderspielsachen auf. Als ich älter war, sah es im Bundeshaus noch lange so aus wie bei den Schlümpfen meiner Kindheit.» Evita
Pünktlich zum 50. Jahrestag des Frauenstimmrechts hat ebendieses einen aktualisierten Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz erhalten. Lest, was das Nr. 1-Nachschlagewerk Historische dazu zu sagen hat. Hier geht es zum Artikel von Yvonne Voegeli.
Jetzt beim Live-Setzkasten in der Dampfzentrale direkt deine Meinung ins Kästchen kleben: «Ist es wichtig, dass alle Frauen* und Männer*zu gleichen Teilen in der Politik vertreten sind?» rot = ja, das gehört zum demokratischen Grundprinzip gelb = das ist mir egal grün = Hauptsache, die Besten* sind vertreten
Vielleicht ist dir die Frage schon irgendwo in der Stadt auf einem violetten Plakat entgegen gesprungen: «Hat dein (Gross)Vater 1971 für das Frauenstimmrecht gestimmt?» Schreib uns, ob per Mail oder via Spaziergang an der Aare, vorbei an der Dampfzentrale und an unserem Mitmach-Kasten, direkt beim Velounterstand. Wir sind gespannt auf die Antworten. Eure Antworten: «Mein Grossvater hat sicherlich Nein gestimmt. Er hatte eine patriarchale Sicht der Welt und meine Grossmutter gehörte nach Hause. Die Frauen hatten politisch und auch sonst nichts zu melden, leider…» «Das weiss ich leider nicht, aber meine Grossmutter war gegen das Frauenstimmrecht…» «Er hatte als Nicht-Schweizer auch kein Stimmrecht» «Nein!!»
Tamara Funiciello’s Rede zum feministischen Streiktag 2019 ist auch heute aktuell. Wir sehen uns auf der Strasse: www.14juni.ch
Unser Kästchen zum diesjährigen feministischen Streiktag: Frauen*Flashmob, morgen Samstag 12. Juni, 15 Uhr auf dem Helvetiaplatz Bern! Wir feiern unsere Stimme, unsere diversen, sich bewegenden Körper im öffentlichen Raum. Ein mehrsprachiges, interkulturelles und intergenerationelles Projekt der drei Berner Kulturschaffenden Lucía Baumgartner, Pascale Altenburger und Daniela Ruocco. Das Projekt wird zudem am 1. August schweizweit durchgeführt. Zum Event.
Porträt von Gertrud Heinzelmann, Kämpferin fürs Frauenstimmrecht.
Quelle: Sendung «Lipstick» vom 5. April 1998. SRF Schweizer Radio und Fernsehen, Archivperlen
Es braucht gar keine genaue Länderbezeichung, um etwas klar zu erkennen: Die Schweiz war bei der Einführung der politischen Rechte für Frauen europäisches Schlusslicht und schnitt auch im internationalen Vergleich schlecht ab. Diese Karte zeigt, wann das Frauenstimmrecht wo eingeführt wurde.
Das Wort ergreifen, laut werden und auf Ungesehenes aufmerksam machen: Tamara Funiciellos Streikrede von 2019 geht unter die Haut. Nimm den Text mit, positioniere dich irgendwo, wo du dich wohlfühlst, freie Sicht hast und halte die Rede – für dich oder ein Publikum deiner Wahl. Selbstermächtigung beginnt mit dem Ende des Schweigens. Erhebe deine Stimme! Hier geht’s zum Text.
Wir wünschen Thomas viel Spass mit dem Leiterlispiel «Ab ins Bundeshaus!» Er hat uns die korrekte Antwort auf die Frage «Bis wann konnte der Ehemann nach schweizerischem Eherecht seiner Frau verbieten, erwerbstätig zu sein?» zugesendet. Hättest du es auch gewusst?
Nur im Schneckentempo ging es in der Schweiz mit der Forderung nach dem eidgenössischen Frauenstimmrecht vorwärts. Hier findest du ausgewählte Etappen des langen und harten Kampfes. 1848: Gemäss der neuen Bundesverfassung besitzen alle Schweizer das allgemeine Stimm- und Wahlrecht. Frauen – und auch etliche Männer – sind davon jedoch ausgeschlossen. 1893: Der 1890 aus lokalen Arbeiterinnenvereinen gegründete Schweizer Arbeiterinnenverband fordert 1893 erstmals das Stimm- und Wahlrecht für Frauen. 1904: Als erste Partei führt die Sozialistische Partei (SP) die Forderung nach der Einführung des eidgenössischen Frauenstimmrechts im Parteiprogramm auf. 1909: Der Schweizerische Verband für Frauenstimmrecht (SVF) wird gegründet. 1929: Der Schweizerische Verband für Frauenstimmrecht (SVF) reicht eine Petition für das Frauenstimmrecht ein. Trotz einer Rekordzahl an Unterschriften (249’237, davon 78’840 von Männern) lässt der zuständige Bundesrat das Geschäft in seinem Pult verstauben. 1958: Die erste Vorlage zur Einführung des eidgenössischen Frauenstimmrechts wird an der Urne von 66% der wählenden Männer abgelehnt. 1969: 5’000 Frauen und Männer demonstrieren am «Marsch auf Bern» vor dem Bundeshaus für das Frauenstimmrecht. 1971: Endlich! Am 7. Februar legen 66% der wählenden Männer ein Ja zum Frauenstimmrecht in die Urne.
«Erst heute begreife ich jene Männer, die mir am Anfang meiner Karriere sagten, die Frau gehöre ins Haus. Recht hatten sie. Die Frauen gehören ins Gemeindehaus, ins Rathaus, ins Bundeshaus.» Josi Meier an der Frauensession 1991
Der zweite nationale Frauenstreik vom 14. Juni 2019 hat das Team von auawirleben Theaterfestival nachhaltig geprägt. Mit ihrem akustischen Beitrag wollen sie die positive Energie, die Wucht aber auch die Wut von jenem Tag nochmals aufleben lassen.
«Bis wann konnte der Ehemann nach schweizerischem Eherecht seiner Frau verbieten, erwerbstätig zu sein?» Schreib uns deine Antwort an info@dampfzentrale.ch oder geniesse einen Spaziergang an der Aare und wirf die Antwort in unser Kästchen vor Ort. Zu gewinnen gibt es das Leiterlispiel «Ab ins Bundeshaus» vom Hier und Jetzt Verlag. Teilnahmeschluss war der 16. Mai 2021.
Die Ausstellung «Frauen.Rechte | Von der Aufklärung bis in die Gegenwart» im Landesmuseum Zürich dauert noch bis am 18. Juli 2021 und beleuchtet das seit über 200 Jahren andauernde Ringen um Frauenrechte in der Schweiz. Neben bedeutsamen Leihgaben aus Schweizer Institutionen präsentiert sie herausragende Zeugnisse aus internationalen Sammlungen.
«In Sachen Frauenstimmrecht ging es in der Schweiz nur im Schneckentempo vorwärts. Die Schnecke, die das damals versinnbildlichte, kann heute auf die Gleichstellung angewandt werden. Denn mit dieser geht es in einigen Bereichen ebenfalls total langsam voran.»
Unsere Poster zum Frauenstimmrecht sind da! Direkt an der Aare platziert und in der Stadt verteilt, sollen sie im Alltag zum Nachdenken über die eigenen politischen Rechte sowie dem weiterhin stattfindenden Ausschluss von vielen anregen.
Ganz die Erste – ganz allein unter Männern – ganz aus der Masse hervorstechend. Die erste Kantonsrätin der Schweiz, Raymonde Schweizer, bei ihrer Amtseinsetzung in La Chaux-de-Fonds am 26. September 1960. Frauen erhielten im Kanton Neuenburg bereits 1959 die politischen Rechte. Bildquelle: Lotti Ruckstuhl «Frauen sprengen Fesseln», Interfeminas Verlag Bonstetten, S. 160
Vielfältige Ideen sind zum 50. Jahrestag der Einführung des Schweizer Frauenstimmrechts entstanden. So ist nicht nur im Setzkasten der Dampfzentrale Bern das ganze Jahr viel zu entdecken. Hier drei unserer Highlights, wobei es noch viele weitere Anlässe auf der Aktionslandkarte zu finden gibt. Schau rein und mach mit:
Als in den 1980er-Jahren im Bundesparlament über die Gleichberechtigung von Frauen und Männern diskutiert wurde, äusserten bürgerliche Männer die Befürchtung, dass damit eine «Gleichmacherei» von Männern und Frauen betrieben würde. Diesem Einwand konterte die LdU-Nationalrätin Verena Grendelmeier mit den Worten: «Wir [Frauen] haben immer nur um die Gleichberechtigung gekämpft, und nicht um die Gleichmacherei. Da walte Gott, meine Herren, dass wir gleich werden wie Sie!»1 1 Zitiert in: Holenstein, Katrin: Das Engagement für die Gleichstellung von Mann und Frau im eidgenössischen Parlament. Eine Untersuchung über die Legislaturperiode 1983–1987, in: Hablützel, Peter/Hirter, Hans/Junker, Beat: Schweizerische Politik in Wissenschaft und Praxis, Bern 1988, S. 115–138: 131.
(Abbildung: Schweizerisches Nationalmuseum/ASL) Wir wünschen Pierre einen inspirierenden Ausstellungsrundgang von «Frauen ins Bundeshaus! 50 Jahre Frauenstimmrecht» im Bernischen Historischen Museum. Er hat uns die korrekte Antwort auf die Frage «Wer hat bis heute keine politischen Rechte auf Bundesebene?» zugesendet. Hättest du es auch gewusst?
Am 3. März 1993 verweigert das Parlament die Wahl von Christiane Brunner in die Landesregierung. Damit wurde bei der 100. Bundesratswahl in der Geschichte der Schweiz zum 99. Mal ein Mann gewählt, was landesweit zu heftigen Protesten und letztlich zur Wahl von Ruth Dreifuss führte.
Mit Trillerpfeifen ausgestattet, demonstrierten am 1. März 1969 rund 5000 Frauen und einige Männer auf dem Bundesplatz in Bern. Der sogenannte Marsch auf Bern, an dem der Bundesrat für seine Untätigkeit in Sachen Frauenstimmrecht ausgepfiffen wurde, verhalf den politischen Rechten der Frauen zum Durchbruch.
«Dass es Frauen auch nach der Einführung des Frauenstimmrechts in der Politik extrem schwierig haben, wurde mir als Teenager so richtig bewusst, als Christiane Brunner 1993 nicht in den Bundesrat gewählt wurde. Die Sonnenbrosche, die sie damals trug, ist für mich ein Symbol für den langen politischen Kampf der Frauen.»
Im Interview erklärt die bekannte Historikerin Elisabeth Joris pointiert, warum der 50. Jahrestag der Einführung des Frauenstimmrechts ein Grund zum Nachdenken ist. Hier geht es zum Interview Viel Spass beim Lesen!
«Wer hat bis heute keine politischen Rechte auf Bundesebene?» Schreib uns die Antwort direkt in das Formular oder geniesse einen Spaziergang an der Aare und wirf die Antwort in unser Kästchen vor Ort. Zu gewinnen gibt es 2 Tickets für die Ausstellung «Frauen ins Bundeshaus! 50 Jahre Frauenstimmrecht» im Bernischen Historischen Museum. Teilnahmeschluss war der 3. März 2021.
Im Podcast zur Ausstellung «Frauen ins Bundeshaus! 50 Jahre Frauenstimmrecht» im Bernischen Historischen Museum erzählt Ursula Hauser (Psychoanalytikerin) als Zeitzeugin von 1971, wie sie sich in jungen Jahren für Gleichstellung stark machte, weshalb das Frauenstimmrecht trotzdem nicht ganz oben auf der studentischen Agenda stand und wie die «Schweiz von damals» aus der Ferne wahrgenommen wurde.
Merci an das Bernische Historisches Museum, dass wir diese Spezialausgabe Eures Podcasts «Gaffeepouse» hier nutzen dürfen.
Das Frauenstimmrecht in der Schweiz wurde durch eine eidgenössische Abstimmung am 7. Februar 1971 eingeführt. Was hättest du an diesem Tag in dein Tagebuch geschrieben? Schreib deinen Eintrag in das Tagebuch bei der Dampfzentrale Bern vor Ort (siehe Spalte links) oder teil deine Gedanken hier: