Dem Chaos entspringt doch alles. Und obwohl das Schöpfen und Schaffen aus dem Tohuwabohu fast allen Künstler*innen bekannt sein dürfte, haben es früher nur ganz wenige von ihnen darzustellen versucht. Einer von ihnen war der kaum bekannte französische Barockkomponist JeanFéry Rebel. Aus einem wundervoll geräuschhaften Chaos lässt er die vier Elemente entstehen. Und so geht es überhaupt bei diesem Eröffnungskonzert ans Elementare. Der aufgeraute Orchesterklang verbindet sich in der Dampfzentrale bei Zimoun mit dem Kratzen und Schaben einer Wand von Kartonschachteln. Hinzu kommen noisige Improvisationen und die warmen, kraftvollen Songs der Bieler IndieBand Puts Marie. Der Berner Poet Michael Fehr rezitiert Texte, die er zum Teil für diesen Anlass geschrieben hat. Und zwischendurch schleust die Freitagsakademie noch weitere Töne ins rauschende Klangbad. Nein, das Chaos ist nicht wüst und leer, sondern sehr reichhaltig.
«Brühe»
macht zu
dreht sich zurück
«bei Gefrörne graue
schwarze Kruste
bei Hitze graue
schwarze Sauce
dazwischen etwas dazwischen
Matsch»
(Michael Fehr)
Vor dem Chaos singt Isabel Soccoja neue HölderlinVertonungen von Gérard Zinsstag – und schlägt damit einen weiten Bogen zum allerletzten Konzert unseres Festivals.
Gérard Zinsstag (*1941): «Hölderlin & Paronyme» für Mezzosopran (2019, UA)
JeanFéry Rebel (1666– 1747): «Le Chaos» aus «Les éléments» (1737)
Puts Marie: Songs und Improvisationen zum Thema Rauschen
Zimoun (*1977): «42 prepared dcmotors, 189 cardboard boxes 35x35x35 cm» (2019)
Michael Fehr (*1982): Texte zum Thema Rauschen
Isabel Soccoja, Mezzosopran
Michael Fehr, Texte/Sprecher
Zimoun, Klanginstallation
Die Freitagsakademie
Puts Marie:
Tobi Schramm, Schlagzeug
Igor Stepniewski, Bass
Sirup Gagavil, Gitarre
Max Usata, Stimme
Beni 06, Farfisa
Foto: rawpixel.com