Pierre Henry (*1927) ist ein zeitgenössischer französischer Komponist und Pionier der elektronischen Musik. Die Erfindung der sogenannten «Musique Concrète» (Musik aus Klängen und Geräuschen der Natur, Technik und Umwelt als Abgrenzung zur klassischen Instrumental-Musik) geht auf ihn und den Ingenieur und Komponisten Pierre Schaefer zurück. Bereits 1950 führte Henry an Konzerten Kompositionen auf, die ausschliesslich von elektronischen Geräten und Schallplatten generiert wurden. Später komponierte er viel für den Film und das Ballett von seinem Freund Maurice Bejart. 1969 nahm er zusammen mit der Band Spooky Tooth ein wegweisendes Album zwischen Psychedelic Rock und elektronischem Experiment auf, bereits zwei Jahre früher hat er mit dem Stück «Psyché Rock» vielleicht als erster seriöser Komponist einen Popsong geschrieben. Fast jeder kennt «Psyché Rock» – in leicht veränderter Fassung – als Titelmelodie der TV-Trickfilm-Serie «Futurama». So gilt Pierre Henry zusammen mit dem kürzlich verstorbenen deutschen Komponisten Karlheinz Stockhausen als Urvater des Techno, und auch HipHop würde nicht existieren, hätten dieselben Leute mit ihren Tonbandcollagen nicht schon zu dieser Zeit den Grundstein für das Sampling gelegt. Pierre Henry tritt selten ausserhalb von Frankreich auf, lädt aber jährlich zu mehreren öffentlichen Konzerten in seiner Wohnung in Paris ein. Das ursprüngliche Vorhaben, Pierre Henry im Rahmen der Biennale Bern auf dem Münsterplatz auftreten zu lassen, ist nur knapp gescheitert, umso glücklicher sind wir, dass wir nun im Rahmen des «Saint Ghetto» bei uns im Turbinensaal in den Genuss eines seiner raren Konzerte kommen.