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«Kann man das Thema Islam ansprechen, ohne dass alles gleich in die Luft springt?», fragte sich der in Holland geborene und in Genf und Barcelona lebende Performancekünstler Yan Duyvendak, bevor er mit seiner Kollegin Nicole Borgeat, Filmemacherin und Dramaturgin, für drei Monate nach Kairo reiste. Dort tauchte er in einen Kosmos ein, sah und staunte. Zusammen mit dem ägyptischen Künstler Omar Ghayatt setzte er die Erfahrungen von Kulturschock, Identität und interkulturellen Missverständnissen künstlerisch um. «Made in Paradise» ist kein Projekt über Toleranz, sondern vielmehr eine Erforschung der islamischen Kultur und der Welt der Muslime als das Andere. Dieses Andere wird hautnah erfahren und erfahrbar gemacht: Das Publikum wählt die einzelnen Fragmente – von der verschleierten Sexologin über eine geheimnisvolle Reise nach Alexandria bis zu den ganz persönlichen Liebesgeschichten der Performer – und schafft an jedem Abend sein eigenes, ganz einzigartiges Kunstwerk. «Nach dem Schock der Terroranschläge vom 11. September 2001 wollte ich wissen, was dort geschieht, wo die Terroristen herkamen», sagt Yan Duyvendak. «Mit den Anschlägen ist das Andere brutal in unser Leben eingebrochen. Sie bilden den Auftakt einer zerstörerischen Zwangsbeziehung. Von jenem Moment an war es unmöglich, den Anderen zu ignorieren.» Das Kunstprojekt, das im Titel das Bedeutungsfeld zwischen der westlichen Macher-Mentalität («Made in») und dem religiösen Paradies des Islam aufspannt, stellt sich sowohl dem Banalen wie dem Explosiven des Themas und wächst in der experimentellen Erfahrung über die Angst vor dem Anderen hinaus. Es zeigt, wie ein simpler Blick durch den Sehschlitz eines islamischen Gesichtsschleiers eine ganze Welt erschliessen kann. (Auszüge aus «passagen» von Susanne Schanda)

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