Alles beginnt scheinbar harmonisch, wenn Simon Mayer und seine drei Mittänzer den Abend mit einem klangvollen Jodellied eröffnen. Sehr bald schon entgleiten jedoch die Töne der Geige, des Akkordeons und Kontrabass: Sie stampfen, begehren gegen den Einklang auf. Schon sind wir mittendrin, gefangen im Strudel stoischer Kreisbewegungen, die uns physisch wie intellektuell in die Weiten des Volkstanzes führen: Vorbei an militärischen Märschen, religiösen Geisselungen oder männlichen Rollenbildern wirbeln sie uns durch Gegenden, wo Stampfen, Klatschen, Atmen – losgelöst vom Dreivierteltakt und Lederhose – Heimat als eine Suche nach dem Selbst frisch definieren. Ein Striptease des Volkstanzes mit bewusstseinserweiternden Konsequenzen u.a. viele befreiende Lacher.
«Die Sons of Sissy machen sich und den Tanz nackt.»
Helmut Ploebst, Der Standard
Simon Mayer wuchs auf einem Bauernhof in Oberösterreich auf, wo er Jodeln und Schuhplatteln lernte. Doch es war seine Begeisterung für Patrick Swayze (Dirty Dancing, 1987), die ihn später zum Ballett der Wiener Staatsoper führte. Es folgte die renommierte Tanzschule P.A.R.T.S., dann tanzte er für ChoreografInnen wie Anne Teresa de Keersmaeker bis er begann, eigene Choreografien zu entwickeln. Nackt und allein stand er in seinem ersten Solo «SunBengSitting» auf der Bühne und wurde zum Publikumsliebling der österreichischen Tanz- & Performanceszene. Den Ansatz, Brauchtum und Traditionen auf moderne Choreografie treffen zu lassen, führt er in «Sons of Sissy» weiter und fragt, was passiert, wenn man das Volkstümliche vom Völkischen befreit?
«Schuhplattlern ohne Lederhose ist eine schmerzhafte Angelegenheit.»
Vermittlung:
Vor der Vorstellung um 19:30 Uhr:
Historische Einführung ins Volkstümliche durch die Kulturwissenschaftlerin Dr. Sabine Eggman.
Nach der Vorstellung Publikumsgespräch mit Eggmann und den Tänzern.