Eine sehr spezielle, höchst professionelle und mehrschichtige Choreografie, welche mich in ihren Bann zog, je länger sie dauerte. Zu Beginn gelangweilt von der einzelnen Tänzerin in Rot, entwickelte sich die Szene zu einem turbulenten Chaos. Ich beobachtete, konzentrierte mich auf Einzelnes und war schnell voll dabei.
Da ist jede*r für sich und doch im Austausch. Ein kurzes Zusammentreffen, ein gegenseitiges Wahrnehmen, und schon löst sich alles wieder auf. Habe ich etwas verpasst? Ist es wichtig, dass ich nichts verpasse? Oder ist es wichtig, dass mir etwas entgeht? Ist der Blick auf Details das Erlebnis? Kann ich mich von der Beobachtung einzelner Tänzer*innen lösen und die Aufmerksamkeit aufs Ganze richten? «10000 gestes» ist für mich ein Abbild unserer heutigen Gesellschaft, im Positiven wie im Negativen. Grossartig!
Ernst Jäggli, Geschäfts- / Betriebsleiter Dampfzentrale Bern
Boris Charmatz fordert seit 25 Jahren den Tanz als Kunstform heraus. Der ephemeren Form setzt er die musealen Ideen der Archivierung, Sammlung, Ausstellung entgegen. So entsteht eine spannungsgeladene Bewegungssprache, die zwischen dem flüchtigen Moment und der dauerhaften Festschreibung schwingt. Boris Charmatz leitete von 2009 bis 2018 das Musée de la Danse in Rennes, seit 2019 gleichenorts «Terrain», sein neues institutionelles, gestaltloses Gefüge. Von 2018 bis 2021 ist er ferner «accompanied artist» der Charleroi Danse (BEL).
Choreografie: Boris Charmatz. Interpretation: Djino Alolo Sabin, Or Avishay, Jessica Batut, Nadia Beugré, Alina Bilokon, Nuno Bizarro, Matthieu Burner, Ashley Chen, Konan Dayot, Sidonie Duret, Bryana Fritz, Julien Gallée-Ferré, Kerem Gelebek, Alexis Hedouin, Rémy Héritier, Tatiana Julien, Johanna-Elisa Lemke, Noé Pellencin, Solène Wachter, Frank Willens. Choreografieassistenz: Magali Caillet-Gajan. Licht: Yves Godin. Lichttechnik: Iannis Iapiot. Kostüm: Jean-Paul Lespagnard. Vokaltraining: Dalila Khatir. Generalintendant: Fabrice Le Fur. Soundtechnik: Olivier Renouf. Ankleidung: Marion Regnier. Produktionsleitung: Sandra Neuveut, Martina Hochmuth, Amélie-Anne Chapelain. Soundmaterial: Requiem in D minor K.626 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791), gespielt vom Wiener Philharmoniker geleitet von Herbert von Karajan und aufgezeichnet im Wiener Musikverein, 1986 (1987) Polydor International GmbH, Hamburg); Feldaufnahmen von Mathieu Morel in Mayfield, Manchester.
Produktion: Terrain and Musée de la danse / CCN de Rennes et de Bretagne – direction Boris Charmatz. Terrain wird subventioniert vom Ministry of Culture – Direction Générale, von la Création Artistique und der Région Hauts-de-France. Angesiedelt in der Région Hauts-de-France ist Terrain assoziiert mit der Opéra de Lille, dem phénix scène nationale de Valenciennes und Maison de la Culture Amiens. Boris Charmatz ist von 2018 bis 2021 Associated Artist von Charleroi danse (BEL).
Koproduktion: Volksbühne Berlin, Manchester International Festival (MIF), Théâtre National de Bretagne-Rennes, Festival d’Automne à Paris, Chaillot – Théâtre national de la Danse (Paris), Wiener Festwochen, Sadler’s Wells London, Taipei Performing Arts Center.
Dank an: Julie Cunningham, Mani Mungai, Jolie Ngemi, Marlène Saldana, Le Triangle – cité de la danse, Charleroi Danses-Centre chorégraphique de la Fédération Wallonie-Bruxelles, P.A.R.T.S., Archivio Alighiero Boetti und Fondazione Alighiero e Boetti; Chiara Oliveri Bertola / Castello di Rivoli Museo d’Arte Contemporanea.
10000 gestes wurde am Donnerstag 14. September 2017 in der Volksbühne, Tempelhof, Berlin, Deutschland uraufgeführt.
Fotocredit: Martin Argyroglo.