DKönnen wir uns eine Zukunft vorstellen, jenseits unserer Erfahrungen und unseres kollektiven Wissens? Nach ihren letzten Gruppenstücken «To Serve» und «Sweet Dreams Are Made» präsentiert Simone Aughterlony wieder ein Solo. «We need to talk» ist eine Auseinandersetzung mit den verschiedenen Paradoxa der Zeit. Ausgangspunkt ist das Jahr 1977.1977 war ein wichtiges Jahr. Es war das Jahr, in dem die NASA die Raumsonden Voyager 1 und 2 ins Weltall schickte, zur Erforschung des äusseren Planetensystems. In Bukarest kamen bei einem Erdbeben vom 4. März 1977 über 1500 Menschen ums Leben: Im selben Jahr starben Elvis und der britische Glam Rocker Marc Bolan; «Star Wars» erreichte die Kinos; Apple II und Commodore PET wurden lanciert; Fleetwood Mac brachte das Album «Rumours» heraus, das zu den erfolgreichsten Tonträgern gehören sollte. Aber davon rede kaum jemand, findet Simone Aughterlony. 1977 war auch das Jahr, in dem sie geboren wurde. Und heute, 2011, denkt sie über ihre alternative Zukunft nach, eine ganz und gar neue, noch nie da gewesene Zukunft: Was, wenn ihre Eltern sie damals der NASA für den Flug in den Weltraum angeboten hätten?Beim näheren Studium von Science-Fiction-Literatur fiel Simone Aughterlony auf, wie sehr die Narration den Mustern folgt, die wir bereits kennen, wie sehr die Erzählungen auf unsere Gegenwart aufbauen. Und sie fragt sich nun: Können wir uns eine Zukunft jenseits unserer eigenen Erfahrungen vorstellen? Wie können wir einen Ausdruck für das Unbekannte finden? Und wie Konzepte imaginieren, die noch gar nicht existieren? «We need to talk» ist eine Arbeit über die Zeit. Aber auch über Flucht: Von all dem, was wir wissen (oder zu wissen glauben), auf dass wir in die Zukunft aufbrechen. Eine Zukunft, von welcher der Astrophysiker Stephen Hawking letztes Jahr in einem Interview mit der Internetplattform Big Think sagte: «Wenn wir über die nächsten 100 Jahre hinaus weitermachen wollen, liegt unsere Zukunft in All.»Simone Aughterlony greift für ihre Performance auf das Bild einer goldenen Schallplatte zurück. Sie ist eine Art Zeitkapsel, mit der unsere Vergangenheit in die Zukunft transportiert wird. Voyager 1 und 2 hatten eine poetische Botschaft an Bord, die eingeritzt ist in eine vergoldete Kupferplatte mit Bildern, Tönen und Musik, mit Skizzen und Notizen, Diagrammen aus Mathematik und Physik, mit Bildern des Sonnensystems, Fotos von Tieren und Pflanzen, Landschaften und Architektur usw. Es ist dies ein Kondensat von Leben und Kultur auf Erden, festgehalten im Jahr 1977, um die Geschichte unserer Welt den intelligentem Wesen, welche sie finden, zu erzählen. Indem die Performerin diese kostbare Zeitkapsel untersucht und dabei die anthropozentrische Sichtweise des Inhalts darlegt, begibt sie sich auf Entdeckungsreise nach dem Begriff von Zeit, nach dem, was Zeit überdauert, und unserem Ort darin.Simone Aughterlony schloss 1995 ihr Studium an der New Zealand School of Dance ab. Seit sie nach Europa gezogen ist, hat sie mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern in sehr unterschiedlichen Projekten gearbeitet, als Performerin wie auch als Choreografin. 2000 stiess sie zu Meg Stuart und ihren Damaged Goods und arbeitete mir ihr an Projekten wie «Highway 101» und «Alibi». 2003 trat sie mit ihrer ersten eigenen Performance «Public Property» an die Öffentlichkeit. Seither hat sie mehrere Stücke mit Künstlern verschiedener Sparten geschaffen. Ihre letzte Arbeit war die Trilogie «To Serve» mit dem Filmemacher Jorge León über die Lebenswelt von Hausangestellten und dem Machtgefüge von Dienen und Bedient-Werden. ECan we imagine a future beyond our experiences and collective knowledge? Following on from her last group pieces “To Serve” and “Sweet Dreams Are Made”, Simone Aughterlony returns to solo performance. “We need to talk” is a discussion of the various paradoxes of time. The starting point is the year 1977.