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20:30 Uhr: Sudden Infant
22:00 Uhr: Wildbirds & Peacedrums
23:45 Uhr: Ben Frost
01:00 Uhr: Anika (DJ-Set)

 

Der in Island lebende Australier Ben Frost ist mit seiner experimentellen elektronischen Musik international bekannt geworden. Seine Kompositionen sind beeinflusst von klassischem Minimalismus, aber auch von Genres wie Punk, Rock und Metal. Er arbeitete mit Akram Khan, Julia Leigh oder Brian Eno zusammen und führte 2013 seine erste Oper «The Wasp Factory» auf.

 

Geboren 1980 im australischen Melbourne, zog Ben Frost 2005 nach Reykjavík. Dort gründete er gemeinsam mit Valgeir Sigurðsson und Nico Muhly das Plattenlabel Bedroom Community. In seinen Alben «Steel Wound» (2003), «Theory of Machines» (2007) und «By The Throat» (2009) verbindet er komplex strukturierte Klangkunst mit radikaler, postklassischer Elektromusik, druckvolle physische Energie mit eingängiger Melodik und konzentrierten Minimalismus mit grimmigen Drones. Frost kooperierte mit dem Regisseur Falk Richter und mit Choreographen wie Wayne McGregor, Akram Khan oder Chunky Move. Er schrieb den Soundtrack zu dem Cannes-Wettbewerbsfilm «Sleeping Beauty» von Julia Leigh und arbeitete mit dem Künstler Richard Mosse für die 2013 erstmals auf der Venedig-Biennale gezeigte Multimediainstallation «The Enclave». Die Kollaborationen zeugen von Frosts andauernder Suche nach neuen Wegen in der Verbindung von Musik, Technik, Körper, Performance, Text und Konzeptkunst. Der Australier will Funktionen und Praktiken der verschiedenen Kunstformen zusammenbringen und verschmelzen lassen. 2013 wurde seine erste Oper «The Wasp Factory», basierend auf einem Roman von Iain Banks uraufgeführt. Mit dabei war die Schwedische Sängerin Mariam Wallentin (Wildbirds & Peacedrums). Klanglich und visuell gestaltet er darin die beunruhigende Welt des mordenden Teenagers Frank. Soeben erschien bei Mute Records Frosts neues Album «A U R O R A», welches er bei seinem einzigen Schweizer Auftritt live vorstellen wird.

 

Das schwedische Musikduo und Ehepaar ist ein popmusikalisches Unikat. Mit rudimentärster Besetzung und experimentellem Anspruch vollziehen Mariam Wallentin und Andreas Werliin alias Wildbirds & Peacedrums erhabenen Pop. Wallentin trat kürzlich in der vielbeachteten Oper «Wasp Factory» von Ben Frost auf und ist seit kurzem auch mit dem Soloprojekt Mariam The Believer unterwegs.

 

Das Paar lernte sich 2004 an der Academy Of Music And Drama in Göteborg kennen und heiratete im Jahr darauf. Vom formalisierten Studienangebot der Hochschule frustriert, wurde Wildbirds & Peacedrums aus dem Bedürfnis geboren, sich zu befreien und eine Musik zu spielen, die ein ekstatisches Gefühl einfängt. In Eigenregie publizierten sie zwei CDRs in limitierter Auflage, bevor sie 2006 ihr Debütalbum aufnahmen. «Heartcore» enthält Stimmungen von intensivem seelischem Schmerz bis hin zu rauen Gospel-Ausbrüchen. Darin offenbart wurde Mariams kapriziöses Talent, welches in Kombination mit der präzisen Perkussion von Werliin perfekt zur Geltung kommt. Das Album erschien 2007 auf dem schwedischen Label Found You Recordings und wurde im Frühjahr 2008 weltweit von The Leaf Label wiederveröffentlicht. Anfang 2010 reisten Mariam und Andreas nach Island, um dort in nur einem Monat zwei EPs aufzunehmen: «Retina», zusammen mit der Cellistin Hildur Guðnadóttirund dem Schola Cantorum Reykjavík Chamber Choir sowie die kargere EP «Iris», die sie mit Ben Frost und Valgeir Sigurðsson aufnahmen. Von dem Material dieser EPs erschienen limitierte Vinylversionen und das Doppel-Album «Rivers». Etwa gleichzeitig wurden sie zur hoch angesehenen Polar Music-Prize Feierlichkeit nach Stockholm eingeladen, um dort eine extravagante Version von Björks «Human Behaviour» mit komplettem Orchester zu Ehren der isländischen Künstlerin aufzuführen. Das Duo spielte kurz darauf eine Reihe von Konzerten in ganz Europa in Begleitung eines Chors und war damit auch Gast in der Dampfzentrale. Nun erscheint ihr nächstes Album «Rhythm», welches sie am Saint Ghetto Musikfestival präsentieren werden.

 

Die letzten 25 Jahre trat Joke Lanz aka Sudden Infant als One-Man-Band auf, seit 2014 ist aus dem Solo-Act ein Trio bestehend aus Joke Lanz, Christian Weber und Alexandre Babel geworden. Lanz verbindet seit 1989 Klangkunst und Performance. In die Auftritte fliessen Fragmente aus Dada, Aktionismus, Noise und Punk ein. Der Gebrauch von minimalem Equipment sowie die pure, reduzierte Essenz des Körpers und die daraus entstehende innere Klangwelt sind die Eckpfeiler einer Sudden Infant-Performance.

 

Joke Lanz rüttelt als Sudden Infant mit einer düster-poetischen, kindlich-dadaistischen und sehr körperlichen Geräuschmusik auf. Er lotet akustische und physische Elemente aus und reduziert sie auf das Wesentliche. Dadurch ergibt sich eine spannungsvolle Bühnenästhetik und die Grenzen zwischen Noise, Performance, Impro und Elektronik werden gesprengt. Seit etwa 25 Jahren erforscht er die Klänge des Alltags und verarbeitet sie zu heftigen Geräuschlandschaften. Nach 25 Jahren Soloarbeit tritt Sudden Infant Die Band besteht aus Christian Weber am Bass, Alexandre Babel am Schlagzeug und Joke Lanz (Stimme und Electronics). Die Entscheidung, nur noch zu dritt zu musizieren, fällte Lanz bei den Aufnahmen zum Album «Wölfli’s Nightmare» (Voodoo Rhythm Records), produziert von Roli Mosimann (ex-Swans). Im Musiktheater «Das Allmachtsrohr», welches im Oktober in der Dampfzentrale gastierte, spielte Lanz die Hauptrolle: Adolf Wölfli. Joke Lanz ist ausserdem Spezialist in Sachen Turntablism und gibt Workshops an der Hochschule für Musik in Luzern und an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Der gebürtige Basler Klangtüftler macht Musik für Theater, Tanz, Klanginstallationen und Filme und blickt zurück auf Kooperationen mit u.a. Christian Marclay, Z`EV, Shelley Hirsch, Vienna Radio Symphony Orchestra (RSO Wien), Strotter Inst. oder Charlotte Hug.

 

Anika heisst eigentlich Annika Henderson und ist die Frontfrau der gleichnamigen Band. Die deutsch-englische Musikerin und Journalistin überwältigte vor drei Jahren mit ihrem Albumdebüt, das Geoff Barrow von Portisheads produzierte. In der Zwischenzeit tritt Anika regelmässig als DJ auf. Dies wird sie am Festival-Freitag zum ersten Mal auch in Bern tun.

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