Ein junger Mann in Frauenkleidern liegt auf einem grünen Kunstrasen auf dem Bauch und macht die Bewegungen eines Onanierenden. Daneben steht ein Homosexueller, schätzungsweise 20 Jahre alt und erzählt uns seine Vorlieben beim Essen, beim Sex. Als würde der Zuschauer eine Chat-Konversation mitverfolgen, erfahren wir nach und nach mehr von ihm.
Chatrooms, Darkrooms oder masochistische Phantasien definieren die «moderne Sexualität» für ihn. Dem gegenüber steht die Szenerie auf dem Gras, die das «Traditionelle» darstellt – die Handlung des Onanierenden basiert auf der Arbeit «Balkan Epic» der polarisierenden Künstlerin Marina Abramovic aus Belgrad.
Der Balkankonflikt der 90er Jahre hat die weltbekannte Künstlerin Abramovic schwer beschäftigt und dazu bewegt, ihre serbischen und montenegrinischen Wurzeln zu erforschen. Daraus entstand die Arbeit «Balkan Epic», mit dem Teil «Balkan Erotic Epic». Darin präsentiert Abramovic archaische Rituale, die durch erotische Energie das Glück bringen sollten. So stieg beispielsweise der Ertrag der Ernte, indem die Männer auf’s Feld onanierten. Was der junge Mann auf der Bühne auch tut. Oder Frauen versprachen sich ewige Treue von ihren Gatten, wenn sie sich für eine Nacht einen Fisch in die Vagina steckten und ihn am nächsten Tag in Pulverform ihrem Mann servierten. Mit diese Bildern macht Abramovic auf die Nichtanerkennung alter Praktiken aufmerksam und vertieft eines ihrer favorisierten Themen: die Beziehung zwischen Körper, Sex und Tod in der Populärkultur ihres Landes. Und nun nehmen der Schauspieler Krawiecki und der Tänzer Bendrat diese Thematik auf und erschaffen daraus ein unerschrockenes Tanztheater.