Zum Inhalt springen

Peeping Tom Trilogie: Le Jardin – Le Salon – Le Sous SolSeit 1999 verblüffen sie ihr Publikum: ist das Theater? Tanztheater? Ist das, was die Akteure über die Bühne katapultierend mit ihren Körpern treiben, physikalisch überhaupt möglich? Die Almodovars des Theaters hat man sie genannt. Denn in welche menschlichen Abgründe sie uns auch schauen lassen, sie tun dies tabufrei, jenseits aller Grenzen von Genres, Generationen und Moral, und vor allem mit herzbewegendem Humor. Und schon erliegt man der eigenen Zuschaulust und dem Sog von Peeping Tom. Und wartet süchtig auf die nächste Kreation. Gabriela Corizzo und Franck Chartier (beide tanzten bei Alain Platels «La Tristeza Complice» und «lets op Bach») sind die Gründer des belgischen Kollektivs. Mit dabei in der Trilogie: der Needcompany-Schauspieler Simon Versnel, der Tänzer Samuel Lefeuvre («Wolf»/Platel), die Mezzosopranistin Eurudike de Beul («La Tristeza Complice»/Platel), die 80jährige Schauspielerin und Tänzerin Maria Otal. AUA 09 startet mit Peeping Tom und der einzigartigen Gelegenheit, die gesamte Trilogie erstmals in Bern zu erleben.«Le Jardin»Hier spiegeln sich Gegenwelten. Nächtliche Halbwelt und bürgerliche Abschottung, glamouröse Träume und reale Tristesse. Erst entführt uns ein Film in einen Nachtclub: Kinder, Hunde, Erwachsene, Kleinwüchsige, Schwarze, Weisse, Vögel, Fische, Zuhälter, Artisten, Homo- und Heterosexuelle, Exhibitionisten und Voyeuristen. Nichts was es nicht gibt ist hier beisammen samt allen Facetten des Begehrens. Wer will, darf sich auf einer Schummerbühne exponieren. Das Kameraauge folgt einer Welt ohne Barrieren: Liebe, Missbrauch, Lachen, Verzweiflung. Rhythmuswechsel: Aus dem Film fallen drei der Akteure ins Grüne. Eine grasige, hermetisch umzäunte Kleinst-Bastion gegen die Aussenwelt wird Schauplatz einer grotesken Tanzperformance. Junges Paar und alternder Mann, der neue Kontext «Familienzusammengehörigkeit» ist eng und aggressiv. Der Bauch des Alten hängt, seine Gemütslage hängt noch tiefer, wehmütig buchstabiert er sich durch alles, was er einst besass: die Trophäen seines Lebens, von Büchern bis Unterhosen, durch verflossene Liebschaften – weiblich oder männlich – bis zur verlorenen Attraktivität. Das ist zum Totlachen komisch und berührt zutiefst.

An den Seitenanfang springen