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«Stimmt es, dass ihr nun alle Badewannen habt mit solchen Blubberbläschen von unten?… Das darf ich meinen Leuten dort gar nicht erzählen…die würden sich kranklachen. Bis ich ihnen verrate, dass so ein Ding so viel kostet, wie sie in fünf Jahren verdienen.»

 

Mit 17 wusste er, er muss Priester werden. Mittlerweile ist André seit mehr als 50 Jahren als Missionar im Kongo tätig. Jetzt ist er auf Heimaturlaub in Europa. Die Lebensweise hier wird ihm immer fremder, er spricht über sein Leben dort: über Eucharistie, Gott, über kongolesische Ethnien, Sprachen und Essgewohnheiten, über das Festsitzen im Schlamm, Kriege, stinkende Wunden und den Lauf einer Waffe, der ihm an die Stirn gepresst wird. Er erzählt leise, aber leidenschaftlich, und ganz ohne political correctness. Rom ist weit weg von Goma, zwischen päpstlichem Christentum und dem, das er praktiziert, klaffen Welten. Zölibat in Afrika? Humbug! Kondome verbieten? Genauso gut könnte man einem Hungernden sagen, dass er fasten soll.

 

Mehrere Dutzend Interviews mit Kongo-Missionaren hat der flämische Kulturwissenschaftler und Autor David Van Reybrouck für das Solo-Stück MISSION geführt, das so intelligent wie eindrücklich die Fragen nach Moral und der Verstrickung des Einzelnen in eine widersprüchliche Welt stellt. In die Rolle des alten Missionars schlüpft ein Mittdreissiger, der flämische Schauspieler Bruno Vanden Broecke, mit nichts in der Hand und nichts in der Hinterhand. Ohne Maske, allein mit einer phänomenalen Präsenz, lockt Vanden Broecke im Laufe seiner Europatournee als «weisser Priester» mehr Leute ins Theater als ein Priester in seine Kirche.

 

«Empfindung, Seelenfreuden, Seelenpein fördert dieses rhetorische Aggregat in nie gehörter Glaubwürdigkeit zutage.» (Wiener Zeitung)

 

«Gerade weil dieser Missionar nicht als dogmenfester Fundamentalist entgegentritt, sondern als Zweifler und liebenswerter Sonderling, gelingen ihm fabelhaft exzentrische, unpathetische Nahansichten von den Wirren der kongolesischen Wirklichkeit.» (Berliner Zeitung)

 

KVS, die Koninklijke Vlaamse Schouwburg, versteht sich als Stadttheater und nimmt die Kulturen- und Sprachenvielfalt zum Ausgangspunkt für ihre Arbeit. KVS kooperiert regelmässig mit Bewohnern, Einzelpersonen und Gruppen der Hauptstadt, und möchte jedem Bewohner Brüssels einen Grund geben, mindestens einmal pro Saison ins KVS zu kommen.

 

Mit: Bruno Vanden Broecke. Regie: Raven Ruëll. Deutsche Übersetzung: Rosemarie Still. Bühne: Leo de Nijs. Licht: Johan Vonk.

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