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Sprache: Schweizerdeutsch mit englischer Übersetzung.

 

«Meine Arbeit ist mich selber zu sein und nicht jemand anders.» (Miranda Hossle)

 

Wer bin ich? Was habe ich für einen Beruf? Welches Alter, welche Behinderung habe ich? Gefällt mir unser Projekt, und warum oder warum nicht? Und mögen es meine Eltern?

 

Es sind ihre Fragen, die das Theater selbst thematisieren, Fragen nach der Identität der Performer im Theater. Es wird nichts verborgen. Die Compagnie von elf Profi-SchauspielerInnen mit geistiger Behinderung exponiert sich vor dem Publikum. Gebaut wie eine Probe, werden die Aufforderungen zur jeweiligen Aktion von aussen eingegeben. Eine Übersetzerspur fungiert live als Transmitter, für die Performer und das Publikum, denn die Gruppe ist international unterwegs. Eine grosse Ruhe bestimmt diesen Abend, durch die eine vibrierende Konzentration der Einzelnen auf den Moment der eigenen Aktion durchschimmert. Wer gerade nicht agiert, bildet zusammen mit den Anderen einen Background individueller Reaktionen: ihr fokussierendes Zuschauen schaltet die eigene Person nicht aus, es herrscht keine heilige Stille.

 

Gegründet 1993 in Zürich fördert das Theater HORA die künstlerische und kreative Entwicklung von Menschen mit geistiger Behinderung und ermöglicht ihnen, auf professionellem Niveau vor einem breiten Publikum aufzutreten. Mit «Die Lust am Scheitern» war das Theater Hora 2001 zu AUA eingeladen. Jetzt ist die Gruppe mit einer Vorpremiere bei uns zu Gast, bevor sie zur Premiere an das Kunstenfestivaldesarts nach Brüssel weiterfährt.

 

Marcel Bugiel: «Als Dramaturg, der mit dieser randständigen Form von Theater zu tun hat, waren mir die Arbeiten von Jérôme Bel immer ein wichtiger Bezugspunkt für meinen Blick auf behinderte Performer gewesen. Stücke wie «Le dernier spectacle», «The show must go on» oder sogar «Véronique Doisneau» mit der Balletttänzerin von der Pariser Oper hatten mir geholfen zu verstehen, dass das Potenzial von Menschen mit geistiger Behinderung auf der Bühne nicht nur ein soziales und politisches, sondern auch ein ästhetisches war – und dass das, was sie auf der Bühne waren und leisteten, die großen Fragen des zeitgenössischen experimentellen Theaters berührte.»

 

Jérôme Bel hat sich von Anfang an für das interessiert, was jenseits der Repräsentation liegt. In seinen Choreografien werden die Konventionen von Tanz und Theater wie die Syntax einer Sprache behandelt. Sie sind Statements für die Demokratisierung des Tanzes, die er durch eine nicht-virtuose Herangehensweise zu verwirklichen versucht.

 

Publikumsgespräch: So, 6. Mai im Anschluss an die Vorstellung.

 

Mit: Damian Bright, Matthias Brücker, Remo Beuggert, Matthias Grandjean, Gianni Blumer, Julia Häusermann, Sara Hess, Miranda Hossle, Lorraine Meier, Tiziana Pagliaro, Peter Keller. Konzept: Jérôme Bel. Assistenz, Übersetzung: Simone Truong, Chris Weinheimer. Dramaturgie: Marcel Bugiel. Produktionsleitung: Ketty Ghnassia. Koproduktion: R.B. Jérôme Bel, AUAWIRLEBEN, Kunstenfestivaldesarts Brüssel, Festival d’Avignon, Ruhrtriennale, Festival d’Automne à Paris, Centre Pompidou Paris, La Bâtie Festival de Genève.

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