Helmut Oehring begibt sich mit ANGELUS NOVUS II auf die Spuren Walter Benjamins und der innigen Beziehung des Poeten, Philosophen und Geschichtstheoretikers zu Paul Klees Zeichnung «Angelus Novus». Dabei fliessen auch sehr persönliche Themen Benjamins wie Emigration und Exil, Ästhetik und Politik in die instrumental-vokale Collage ein. Der international renommierte Komponist Oehring arbeitet mit einer ungewöhnlichen Offenheit: In seiner Partitur integriert er bewusst Beiträge von Studierenden der Hochschule der Künste Bern, eine kleinere Sensation! Dabei trifft Jazz auf komponierte Musik, Operngesang auf Théâtre musical, Live-Electronik auf Gebärdenpoesie und Sprechchöre. Oehrings künstlerische Weggefährten David Moss (Vokalsolist) und Mathias Bauer (Vokal und Kontrabasssolist) sowie Kai Wessel (Countertenor) und Christian Hilz (Bariton) werden dabei zu inneren und äusseren Stimmen Walter Benjamins. Diese einzigartige und schöpferische Collage ist möglicherweise ein Ort, «an dem sich die Trümmer des Paradieses kurzzeitig zu einer Art Brücke zu Babel zusammenfügen, zu einer Archipel-Skulptur» (Oehring).
Nach «Europera 2» von John Cage (2012) ist ANGELUS NOVUS II bereits die zweite disziplinübergreifende Produktion der Hochschule der Künste, die in Zusammenarbeit mit der Dampfzentrale ein musikszenisches Panorama entwirft.