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In der Langen Nacht der elektronischen Musik erkundet die Dampfzentrale zum zweiten Mal das weitläufige, auch Lautsprechermusik genannte Gelände zwischen Komposition und Installation. Heuer wird Luigi Nonos betörendes Spätwerk «Post-Pre-Ludium per Donau» umrahmt von drei höchst unterschiedlichen Werken aus der jüngeren Schweizer Musikgeneration aufgeführt.ANTOINE CHESSEX DUST (2009) 45’Ekkehard Windrich (DE): ViolineSteffen Tast (DE): ViolineElfa Rún Kristinsdóttir (ISL): ViolineValerio Tricoli (IT): Revox, KlangregieAntoine Chessex (CH): Komposition, Tonband, KlangregieNach dem vom Deutschen Musikrat geförderten Projekt «Resonant Water» in 2008 hat der Schweizer Komponist Antoine Chessex ein neues Werk für elektro-akustisches Ensemble kreiert. Das Stück «Dust» für 3 Violinen, Tonband, Elektronik und Quadrofonie wurde von ihm in Auftrag der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia komponiert.Die Grundlage des Stückes liefern akustische Texturen, welche sich auf ununterbrochene Cluster und Glissandis fokussieren und von drei Violinen produziert werden. Die Violinen werden in Echtzeit von einem analogen elektronischen System bearbeitet (Revox) und im Folgenden auf die vier Boxen verteilt. Die erzeugten Klänge ergeben eine abstrakte Materie von elektroakustischen Schichten, die das Publikum umhüllen. Die Synthese von Violine und Elektronik und ihre quadrofonische Diffusion machen die Geometrie des Klanges als ein physisches Erlebnis erfahrbar.Das Stück wird von einem internationalen Ensemble aufgeführt. Das Streichtrio setzt sich aus zwei Violinespielern des Kammerensembles Neue Musik Berlin, Ekkehard Windrich und Steffen Tast, sowie der jungen isländischen Geigerin Elfa Rún Kristinsdóttir zusammen. Der italienische Klangkünstler Valerio Tricoli trägt zu diesem Ensemble als einer der wenigen Revox-Spezialisten bei und bringt seine Kenntnisse der elektroakustischen Klangsynthese mit. Antoine Chessex als der «Dust»-Komponist sorgt für die Echtzeitdiffusion der akustischen und elektronischen Texturen. Rashad Becker als ein Techniker mit langjähriger Erfahrung in der Neuen Musik ermöglicht die Verstärkung der Streichklänge sowie die Qualität des Klanges in dieser Komplexität der quadrofonischen Parameter. Die Berliner Premiere fand im Elektroakustischen Salon des Veranstaltungsortes Berghain statt. Berghain etabliert sich zunehmend als eine Bühne für Neue elektroakustische Musik und sieht in «Dust»-Aufführung einen Beitrag zu dieser Profilierung. Nach der Berliner Premiere wird «Dust» in der Schweiz, Österreich und Italien aufgeführt. Eine Aufnahme und eine Publikation sind auch geplant, um diese Arbeit zu dokumentieren.LUIGI NONO (*1924, † 1990) POST-PRAE-LUDIUM PER DONAU (1987) 13’Robin Hayward: TubaMartijn Tellinga: Tonregie«Im ‹Post-Prae-Ludium N. 1 für die Donau› mäandern manipulierte Tubaklänge, zum Teil verdoppelt und rückprojiziert, durch einen unermesslichen Raum. Diese Musik bringt einen eigenen Klangraum hervor und krümmt ihn durch ihr Volumen und ihre Dichte. Dabei ist das Ausgangsmaterial bzw. die instrumentale Quelle kaum noch zu identifizieren. Man assoziiert bei diesen atmosphärischen Erscheinungen Tiefseeklänge. Befinden wir uns gar im Hades der Wale? Die Tiefen, die das Instrument aufreißt, sind unauslotbar. Gegen Ende blüht der Ton plötzlich auf und beginnt wie ein Nordlicht zu leuchten, bevor er in die Stille hinein verklingt. Sehr ergreifend. Diese sublimen Werke Nonos benötigen Zeit und Ruhe, um ihre Wirkung zu entfalten. Konzentriertes Hinhören allein erschließt ihren Reichtum. Wiederholte Beschäftigung offenbart das vermeintlich Zufällige als planvoll gebaut. Für offene Hörer, nicht nur für Esoteriker und Klangfetischisten!» (Georg Henkel)

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