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Der belgische Choreograf Brice Leroux hat seine Erfahrungen unter anderem als Tänzer bei ROSAS / Anne Teresa de Keersmaeker gemacht und seine Tanzausbildung mit einem Studium der Musik ergänzt. Er reduziert den Tanz in «QUANTUM-Quintet» auf eine Art Kaligrafie der Arme und konzentriert das Vokabular auf das Elementare. Mit diesem Stück hat er ein hypnotisches Ballett entworfen, in dem fünf Tänzer durch die unendlich scheinenden Bewegungen ihrer Arme – leuchtende Gliedmassen vor dunkler Kulisse – geometrische Muster, Wiederholungen und Variationen beschreiben, die das Auge des Betrachters von der Oberfläche des Sichtbaren in die Tiefe der Bewegungen entführt. Es ist stockfinster im Saal. Ein Geräusch, das wie eine Mischung aus kochendem Wasserkessel und durchbrennender Elektroleitung klingt, steigert seine Intensität. Anfangs erkennt man die Umrisse fünf schwarz gekleideter Körper, später sind noch die Gesichter und dann ausschliesslich zehn geweisste Unterarme und zu Fäusten geballte Hände zu sehen. Diese tanzen mit atemberaubender Präzision und man vergisst bald, dass es sich um Arme handelt. Die weissen Gebilde werden zu Zellen, die sich teilen, zu Chromosomen, die in einem scheinbar schwerelosen Raum jongliert werden, zu Buchstaben, zu Wasserstoffbrücken, zu Schneckenfühlern, zu symmetrischen Mustern: Das Kaleidoskop der zehn Arme wandelt sich fortlaufend und ändert immer wieder vollkommen synchron seinen Rhythmus. Die Arme scheinen sich in den perfekten Mustern aufzulösen, hinter denen die Anwesenheit der zugehörigen Personen völlig aus dem Bewusstsein verschwindet.Die Komposition der Bewegungen entspringt dem physischen und mentalen Leistungsvermögen des Menschen, wobei die Suche nach Perfektion, das tägliche Wiederholen von Reihenfolgen eine besondere Herausforderung für die PerformerInnen darstellt. In der Folge entsteht eine instinktive Dramaturgie, die intensiv mit der Wahrnehmung des Zuschauers spielt. Der Faszination dieser fünfundfünfzig Minuten kann man sich kaum entziehen.

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