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Vor einem Jahr wurde der Schweizer Tanz- und Choreografiepreis 2010 an die Berner Tänzerin und Choreografin Anna Huber ver­liehen. Im Rahmen der Preisverleihung präsentierte sie im Festival TANZ IN. BERN gemeinsam mit dem klavierduo huber/thomet «tasten». Nach Gastspielen in Berlin, Luzern, Chur u.a. spielen sie das Stück in überarbeiteter Fassung noch einmal in der Dampfzentrale.

«tasten» entfaltet sich aus einem Kaleidoskop von Bildern, Klängen, Bewegungen und Kompositionen. Eine Tän­zerin und zwei Pianisten bewegen sich durch ein Labyrinth von Richtungen, Entscheidungen, Ideen, Aktionen, Erfahrungen, Mustern und ertasten mögliche Wege. Wege und Irrwege öffnen und verlieren sich, verzweigen und kreuzen sich, Grenzen schliessen sich und lösen sich auf. Jeder Schritt im Labyrinth entscheidet über eine neue Richtung, er­öffnet Möglichkeiten, den Weg fortzusetzen und schliesst unzählige andere aus.

Die «tasten» der Instrumente lösen Reaktio­nen wie Bewegungen, Gesten, Töne aus, welche auf mehreren Ebenen Bilder, Assozia­tionen, Fantasien, Emotionen, Sinnesein­drücke wachrufen. Jede Taste kann eine neue Wendung oder ganze Kettenreaktionen auslösen. «tasten» als Berührung. Tastendes Bewegen. Wo ist die Grenze zwischen berühren und berührt werden, bewegen und bewegt werden? «tasten» als Prozess des Erforschens von inneren und äusseren Räumen, Dimensionen, Perspektiven, Imagination. Wie lassen sich innere Bilder umsetzen, formen, formulieren, transformieren, (mit)teilen und sinnlich erlebbar machen? Wie entfaltet sich eine Sprache, eine Schrift, ein Text, ein Tanz, eine Musik? Der tastende Prozess von der weissen Fläche, vom leeren Blatt zu einem vielschichtigen fragmentarisch artikulierten Werk wird durchsichtig gemacht. Der Entstehungsprozess selbst ist Thema. Die Elemente werden immer wie­der neu sortiert. Neue Perspektiven und Horizonte öffnen sich im stetigen Pendeln zwischen Chaos und prekärer Ordnung. Dimensionen verschieben sich. Ein Oszillieren zwischen nah und fern, riesig und winzig, konkret und imaginär, schwarz und weiss, Klang und Stille, Bewegung und Geräusch, Musik und Tanz.

«In ’tasten’ malt Anna Huber mit filigranen Fingerzeichnungen Musik in die Luft, zerlegt den Flügel in Einzelteile, klatscht, raschelt und knistert; derweil die Pianisten sich immer wieder tanzend von ihren Klaviaturen entfernen. Abtasten, betasten, vorwärtstas­ten – erforschend, beharrlich und selbstkritisch. So arbeiten sowohl Anna Huber als auch das klavierduo huber/thomet. Dieser konsequente Wille zum Herantasten an das Unantastbare fesselte in der Uraufführung.» (Michelle Ziegler, Neue Zürcher Zeitung, 4. September 2010)

«Wunderbare Szenen bleiben einem in Erin­nerung. Etwa der Anfang von ’tasten’, wo sich aus drei schwarzen Bündeln am Boden zuerst Hände emporrecken, dann die dazugehörigen Körper herausschälen. Oder die Szene mit dem eingerollten weissen Teppich, den Anna zuerst rückwärts trippelnd diagonal über die Bühne ausbreitet und dann tanzend erforscht.» (Marlies Strech, tanznetz.de, 27. Oktober 2010)

 

Konzept, Choreografie, Tanz: Anna Huber. Konzept, Klavier, Tanz: Susanne Huber, André Thomet. Raum, Licht: Thilo Reuther. Kostüme: Zuzana Ponicanova. Dramaturgie: Björn Dirk Schlüter. Choreografische Assistenz: Hans-Jürg Forrer, Petra Rusch. Komposition: John Cage, Morton Feldman, György Ligeti, Isabel Mundry, Sergej Rachmaninov, Robert Schumann/Johannes Brahms, Martin Schütz. Technik: Thomi Kohler. Produktion: annahuber.compagnie. Koproduktion: Dampfzentrale Bern, Südpol Luzern, Lucerne Festival, Kurtheater Baden, Tanzhaus Zürich. Unterstützung Produktion: Kultur Stadt Bern, SWISSLOS/Amt für Kultur Kanton Bern, Pro Helvetia Schweizer Kulturstiftung. Unterstützung Gastspiel: Burgergemeinde Bern.

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