Parade basiert auf einer Idee von Jean Cocteau und wurde ursprünglich gemeinsam mit Leonide Massine, Pablo Picasso und Eric Satie umgesetzt. Die Crème de la Crème der klassischen Moderne kreierte also eines der ersten interdisziplinären Theaterstücke. Die Handlung über eine erfolglose, sich bis zur Erschöpfung verausgabende Gruppe von Jahrmarkt-Artisten war die Grundlage der skandalträchtigen Premiere am Théâtre du Châtelet in Paris für die Ballets Russe. Der nur rund 20-minütige Abend drehte sich um Hedonismus und Grössenwahn, um Homoerotik und Avantgarde. Es war ein Zickenkrieg der Hochkultur.
Adam Linder
Der Ausgangspunkt für Linders Reinterpretation von «Parade» sind die gängigen Prinzipien der Werbung und die aufwendigen Showspektakel, welche auf den heutigen Bühnen omnipräsent sind. Das Bühnenbild von Shahryar Nashat folgt dieser Richtung: Der falsche Marmor der Kulisse ist mit Werbung überzogen, die Requisiten wehren sich trotzig gegen den Gebrauch und das Programmheft dient als Theatermaske. Ausgestattet mit ornamentalen Kostümen bedienen sich die PerformerInnen verschiedenster choreographischer Grammatiken, die sie verbinden, übertreiben oder gegeneinander setzen, und lassen so drei collageartige Charaktere entstehen: Der chinesische Zauberer versucht mit wenigen choreographischen Techniken Authentizität zu vermeiden. Das amerikanische Mädchen schlängelt sich durch einen Hindernislauf aus Karrieremöglichkeiten. Und der Akrobat stellt die Virtuosität eines neoliberalen Körpers dar.
Fabian Chiquet
Chiquet kreiert mit seinem Stück ein Ereignis, das in seiner Essenz an die alltäglichen Reality-Shows erinnert. Fast 100 Jahre nach der Uraufführung entwickelte der Künstler und Musiker Fabian Chiquet mit seiner international erfolgreichen Basler Band The bianca Story eine zeitgenössische «Parade»-Inszenierung als multimediale Performance. Nach dem grossen Erfolg vor einem Jahr wird das Stück nun wiederaufgenommen. «Trashig, selbstironisch, ausgefeilter Schauplatz für tausend Gadgets. Macht Spass!» schrieb etwa die Tageswoche. Die Basellandschaftliche Zeitung wiederum meint: «Tanz, Spiel und Musik durchdringen sich wie selbstverständlich. Da macht eine junge Generation Theater, der keine Sparte fremd ist, die multifunktional, integrativ und gleichzeitig mehrschichtig arbeitet.»
Im Anschluss an die Vorstellungen geben die Basler «The bianca Story» ein Bonus-Konzert aus ihrer Album-Tour «Digger».