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«Tanzen ist die Mutter der Anorexie» – diese Behauptung stellt Charmatz dem neuen Stück «manger» voran und untersucht das Zwiespältige von Essen hinsichtlich eines idealen Körpers. Essen ist alltäglich, «einfach», aber für Charmatz reich an konzeptuellen Möglichkeiten. Er benutzt die Thematik als Metapher: Mit seinen 14 TänzerInnen geht er der Frage nach, wie es uns gelingt, die bittere Realität tagtäglich hinunterzuschlingen und zu verdauen. «Wie reagieren wir auf Realität? Mir gefällt das Bild, wie wir vor dem Fernseher essen. Wir sehen Nachrichten aus Syrien, der Ukraine, der Türkei oder von der Fussballweltmeisterschaft und wir essen. Wir glauben, wir essen die Chips oder das Sandwich, aber vielleicht essen wir, um nicht weinen zu müssen » (Boris Charmatz, Juni 2014). Weiter stellt für ihn der körperliche Akt des Essens auch eine ästhetische Bewegung dar: Wir öffnen unseren Mund, wir kauen, wir schlucken und wir verdauen. Wir können im Liegen, Gehen oder im Stehen essen. Und wir schaffen es sogar so viel in uns hineinzustopfen, bis wir daran zugrunde gehen. «manger» will einen wesentlichen Widerspruch sichtbar machen – Essen ist trotz aller Banalität und Alltäglichkeit bis zum Bersten mit Symbolik aufgeladen. Gerade wenn es ums Tanzen geht.

Vermittlung: Publikumsgespräch mit Mitgliedern der Kompanie von Boris Charmatz nach der Vorstellung.

Zu Boris Charmatz
Es sind Themen von existenzieller Natur, die der französische Choreograph und Tänzer Boris Charmatz behandelt. Zuletzt beleuchtete er in «enfant», zur Saisoneröffnung 2013 in der Dampfzentrale aufgeführt, das Verhältnis von Kindern und Erwachsenen. Damit unterstrich er abermals seinen Ruf als weltweit hoch gehandelten Tanzerneuerer, der immer wieder die Grenzen zur bildenden Kunst und Philosophie überschreitet und als Impulsgeber für innovative Entwicklungen in der internationalen Tanzszene fungiert. Charmatz studierte klassisches Ballett der École de danse der Opéra National de Paris und danach am Konservatorium Lyon. Seit 2008 leitet er das Centre chorégraphique national in Rennes, das er als «Musée de la danse» deklarierte und seine Kompanie danach benannte. Im November 2013 gastierte das Musée de la danse unter dem Titel «Three Collective Gestures» mit mehreren Arbeiten von Charmatz im MoMA New York. Die Ruhrtriennale 2014 beauftragte ihn mit dieser Produktion. «manger» reist nach der Premiere über Graz direkt nach Bern.
Konzept: Boris Charmatz / Mit: Or Avishay, Matthieu Barbin, Nuno Bizarro, Ashley Chen, Olga Dukhovnaya, Alix Eynaudi, Julien Gallée-Ferré, Peggy Grelat-Dupont, Christophe Ives, Maud Le Pladec, Mark Lorimer, Filipe Lourenço, Mani A. Mungai & Marlène Saldana / Licht: Yves Godin / Ton: Olivier Renouf / Assistenz Choreographie: Thierry Micouin / Stimmtrainer: Dalila Khatir / Bühnenmanager: Mathieu Morel / Kostüme: Marion Regnier / Catering: Alexandra Vincens
Produktion: Musée de la danse, Centre chorégraphique national de Rennes und Bretagne, Boris Charmatz / Koproduktion: Ruhrtriennale-International Festival of the Arts, Théâtre National de Bretagne-Rennes, Théâtre de la Ville und Festival d’Automne Paris, steirischer herbst, Holland Festival Amsterdam, Kunstenfestivaldesarts Brussels, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main, Projektsponsor AVL Cultural Foundation / Unterstützer: Ministry of Culture and Communication (Regional Direction of Cultural Affairs / Brittany), Stadt Rennes, Gemeinde Brittany und Ille-et-Vilaine, www.museedeladanse.org, Institut français.
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