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«Lieber Odysseus, Dein Mittelmeer gibt es nicht mehr. An deinem Himmel stehen heute pechschwarze Wolken, deine Götter töten sich gegenseitig. Das fleckenlose, hoffnungsvolle Weiss der 80er Jahre ist grau geworden. In deinem Königreich wirkt alles etwas welk. Du bist Bloom geworden, Joyces umherirrender Jude. Du bist ein Odysseus im Unterbau von Homers Eintönigkeit. Deine weisse Fahne weht wie ein letztes Lächeln – beinahe wollte ich schreiben ein letzter Seufzer. Du fährst im Kreis, und an den Küsten Ithakas hört man nur noch einen Blues. Und doch bleibst du ganz in der Nähe. Und doch richtest du deinen Blick auf uns. Und doch tanzt du wieder für uns.» (Jean-Claude Gallotta, Januar 2007) Zum vierten Mal in fünfundzwanzig Jahren kommt der berühmte Choreograf und Regisseur Jean-Claude Gallotta auf dieselbe Matrikelleidenschaft zurück. Diesmal präsentiert er uns eine neu belebte und zugleich verzerrte Version seines denkwürdigen «Ulysse», der sich inzwischen zum «Cher Ulysse» gewandelt hat. Dreizehn Tänzerinnen und Tänzer stehen auf der Bühne und interpretieren aufs Neue die berühmte Irrfahrt des mythischen Helden Homers in einer Abfolge kleiner, eindringlicher, widersprüchlicher Mythologien, manchmal ins Melancholische abgleitend, um anschliessend umso stärker in einem wilden, brutalen gestischen Ausbruch zu explodieren. Zur Originalmusik von Strigall werden aus den berauschenden Solos der Tänzer intime Duos, aus dem Trio wird ein Quartett. Immer wieder neu zusammengesetzt, immer wieder aufgelöst. Die eindringliche Aufführung findet in einem von Neonlicht weiss ausgeleuchteten Universum statt. Odysseus wird damit zum Symbol für alle Vertriebenen dieser Welt und führt uns zurück auf die Frage nach unserer eigenen Identität. «Lieber Odysseus. Dein Auftritt machte 1981 gross von sich reden. Heute, wenn ich dich, zerbrechlicher und geheimnisvoller, durch den Haupteingang in den abgestimmten Weisstönen und bei peinigender Musik auf die Bühne treten sehe, ist der Tag der Wiederbegegnung gekommen, habe ich mir gesagt.» (Claude-Henri Buffard, Januar 2007)«Die Interpreten dieses weissen Balletts spulen eine Serie von Schritten von der Klassik über die Moulinette bis zur Komik ab und prägen damit Gallottas Stil. Als Kreisel losgeschickt, symbolisiert ihre Betrunkenheit die Beziehung zur Welt: unmittelbar, genussvoll.» (Le Monde, 16.10. 2007)Das Gastspiel in Bern wird von «France Danse Europe» unterstützt.

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