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Der Tänzer und Choreograf Boris Charmatz, der erst kürzlich zum Leiter des Centre Chorégraphique National de Rennes et de Bretagne ernannt wurde, teilt seine Wünsche und Ängste mit der Sängerin und Schauspielerin Jeanne Balibar und setzt den tänzerischen Kanon in Gefahr. Auf der Bühne ein Mann im Arbeitsschurz, eine geblümte Frau, ein Kampfhund, ein Lastwagen und Tatsumi Hijikatas Worte. Welcher Hund beisst welchen Körper beisst welches Wort …?Hier ruht eine Katastrophe. Japan liegt weit weg. Butoh scheint unendlich fern, vollkommen unverständlich, exotisch, fremd, japanisch eben. Dennoch erfand ihn der japanische Künstler Tatsumi Hijikata zusammen mit Kazuo Ohno als Antwort auf Bataille, Genet, Artaud …Die erste Butoh-Aufführung war Hijikatas «Kinjiki» im Jahre 1959. Das Stück entstand nach dem gleichnamigen Roman (englisch: Forbidden Colors) von Yukio Mishima und beschäftigte sich mit Homosexualität. Vielleicht weil das Thema zu riskant war oder weil ein Huhn auf der Bühne umgebracht wurde, liessen die Zuschauer Hijikata und seine Mitarbeiter bei dem Festival, auf dem es uraufgeführt wurde, nicht mehr spielen …Bis anhin blieb Hijikata nicht nur unbekannt, sondern auch ungelesen. Charmatz stiess zufällig auf einen Liebhaber, der sich die Übersetzung seiner Texte zur Aufgabe gemacht hat. Plötzlich befindet man sich einem literarischen Schatz gegenüber, der die gängigen Vorstellungen von Sprache über den Haufen wirft. Jeanne Balibar -welche schon drei Mal für den nationalen Filmpreis Frankreichs, den Prix César, nominiert wurde und 2008 in die Wettbewerbsjury der 61. Filmfestspiele von Cannes berufen wurde – und Boris Charmatz erschaffen ein Vehikel für den Körper und den Geist Tatsumi Hijikatas. Sie sind fasziniert von der Idee, diesem Künstler eine Art Denkmal zu errichten. In diesem Sinne gleicht diese Arbeit einem flüchtigen Sammelbecken für einen Künstler, dem es gelungen ist, sein Tanzen in Texte zu giessen, die eine undurchsichtige, gleichzeitig aber kräftige und frei flotierende Masse bilden.Das Gastspiel in Bern wird von «France Danse Europe» unterstützt. Publikumsgespräch: am Fr 24.10. im Anschluss an die Vorstellung, moderiert von Claude Ratze, Leiter der Association pour la Danse Contemporaine (ADC), Genf.

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