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19:00 Marc Almond

20:30 Kraut (DJ-Set)

Aftershow:

21:30 Ja, Panik

 

 

MARC ALMOND

Glam Pop

 

Selten kommt es vor, dass eine Musikerin oder ein Musiker sich erfolgreich im Mainstream bewegt und sich parallel dazu auch ein Leben im musikalischen Underground leistet. Marc Almond ist eine dieser wenigen Ausnahmen. Er hat als Sänger des Duos Soft Cell mit dem Überhit «Tainted Love» schon 1981 einen der grössten, und darüber hinaus einen der absolut unverwüstlichen Hits der 80er-Jahre abgeliefert. Parallel zu Soft Cell, die sich nach drei Alben auflösten, ergründete Almond mit der Grossformation Marc & The Mambas, zu der u.a. Matt Johnson von The The gehörte, eine Welt weitab von Synthie-Pop, und spielte zwei bewegende und düstere Alben zwischen Chanson/Vaudeville, Gothic Cabaret, Brecht/Weill und Jacques Brel (den sie auch mehrfach coverten) ein. 1984 erschien das erste Album als Marc Almond, und eine erfolgreiche, von regelmässigen Hits gesäumte Solokarriere nahm ihren Lauf. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, sich im kultigen Zirkel der Industrial Music zu bewegen, und so fand man seine Stimme regelmässig auf Veröffentlichungen von Bands wie Coil, Psychic TV und Current 93. Mit Jim Thirlwell alias Foetus hatte er kurzzeitig ein gemeinsames Projekt namens The Flesh Volcano (später Wiederveröffentlicht als Marc Almond & Foetus). Und zu seinen grossartigsten Songs gehört sicherlich «Your Kisses Burn» von 1988, ein Duett mit der hörbar von Drogen gekennzeichneten und kurz später verstorbenen Ikone und Velvet Underground-Chanteuse Nico. An das Saint Ghetto Festival kommt Marc Almond mit Band und einem Best Of-Programm – man hat also endlich die Chance Klassiker wie «Melancholy Rose», «Ruby Red», oder «Bitter Sweet» live zu erleben. Ob auch «Tainted Love» eine Band-Umsetzung wiederfährt und ob er ohne Gene Pitney seinen grössten Solo-Hit «Something Gotten Hold Of My Heart» (1989 während 4 Wochen auf Platz 1 der Schweizer Hitparade) zum Besten geben wird, entzieht sich unserer Kenntnis …

 

 

JA, PANIK

Post Diskurs-Rock

 

Die Wiener Gruppe Ja, Panik, mittlerweile in Berlin zu Hause, ist die neue Referenzgrös­se im Diskurs-Pop. Die Medien, vom tonangebenden Musikmagazin «Spex» über die Wo­chenzeitung bis zum Tages Anzeiger/Bund widmen Sänger Andreas Spechtl und seiner Band ganze Seiten. Im letzten Frühling hat Ja, Panik das dritte Album veröffentlicht: Der Titel «DMD KIU LIDT» klingt kryptisch, aber nur bis zum letzten, epischen Titelstück: «Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit» geht über 20 Minuten und streift die Stationen New York, Rio de Janeiro und Berlin. Spechtl singt gegen eine Welt, die keine Alternativen mehr kennt. Er macht das bei aller Traurigkeit mit grosser Geste, berauscht, beschwingt, wütend, verletzt und überheblich. Die beiden ersten Alben von Ja, Panik («The Angst and the Money», 2007 / «The Taste and the Money», 2009) mochte man als «Wiener Schule»,
als eine Antwort auf die «Hamburger Schule» (Tocotronic, Blumfeld) verstehen. Mit aus Zitaten zusammengesetzten Texten, ironi­scher Selbstinszenierung sowie provokantem und hintergründigem Humor schafften Ja, Panik viel Raum für Interpretation, dass im Resultat haufenweise Irritation und Faszination entstand. Mit ihrem dritten Album «DMD KIU LIDT» entzieht sich die Band dieser Kategorisierung, um ihrem Sänger und Texter Andreas Spechtl einen ureigenen Raum zu schaffen.

 

 

KRAUT

Kraut spielt Rüben

 

Nach der Theorie die Praxis – nachdem Peter Kraut zum Festivalauftakt sein Buch zur zeitgenössichen Musik präsentiert (vgl. Programm Freitag), spielt er eine exquisite Auswahl musikalischer Fundstücke als Übergang zum Konzert von Ja, Panik. Anders gesagt: The proof of the pudding lies in its eating! Die musikalische Breitseite, die im Buch in Bild und Text gefasst ist, wird man nun stilsicher und in angenehmer Lautstärke hören können.

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