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Charlemagne Palestine, geboren 1947, ist ein amerikanischer Klang-Alchimist und Minimal Music-Vertreter der ersten Stunde. Zeitgleich wie Philip Glass, Steve Reich, Terry Riley und La Monte Young entwickelte er schon in den 60-ern Musik, die von Repetition und vermeintlichem Stillstand lebt, durch schwache Veränderungen über einen gewissen Zeitraum zu einer psychedelisch zu nennenden Soundlandschaft erblüht. Um die zwanzig Jahre lang war er von der Bildfläche verschwunden, bis eine Reihe von Platten-Wiederveröffentlichungen mitte der 90er-Jahre ihn aus der Vergessenheit holte und ihm den Platz in der Geschichte einräumte den er verdient. Seither hat er zahlreiche Werke für jeweils Kirchenorgel, Glocken, Synthesizer, Harmonium oder Klavier veröffentlicht. Bei wenigen Platten begleitet er sich mit seiner Stimme, meist durch lange, summende oder lang anhaltend gesungene Töne. Palestine ist ein sympathischer Exzentriker – das Gegenteil von dem, was man sich unter einem in die Jahre gekommenen, verdienten Komponisten vorstellt. Seine Auftritte sind legendär, bei denen sein Konzertflügel unter einem Berg von Stofftieren begraben ist (eine Obsession, für die kein klarer Grund bekannt ist) und er sich an Cognac gütlich tut, mehr als unser einer vertragen könnte, auch ohne dabei noch virtuos ein Instrument zu spielen.Im Münster Bern gibt es nun die seltene Gelegenheit, Charlemagne Palestine an der Kirchenorgel zu hören. Die feinen Klänge sind nicht seine Sache, er liebt den vollen, raumfüllenden Klang, und welche Resonanz seinem Spiel das Kirchenschiff bescheren wird, lässt sich nur erahnen. Dem renommierten Berliner Festival Transmediale hat er im Februar mit seinem Auftritt im Französischen Dom jedenfalls das unbestrittene Festival-Highlight beschert.«Der Minimalist mit maximalem Einsatz» wurde er in einer arte-Dokumentation genannt. Besser kann man es wohl nicht ausdrücken.

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